CJG Haus St. Gereon

Professionelle Jugendhilfe mit langer Tradition

Der Name des CJG Hauses St. Gereon sowie seine Lage in der Van-Gils-Straße in Bergheim-Zieverich zeugen von wesentlichen Etappen einer langen Geschichte: die Anfänge der Arbeit in Köln und die Fortsetzung im Rhein-Erft-Kreis nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die heutigen Tage. Die Chronik der Einrichtung beschreibt auf eindrucksvolle Weise, dass die Idee des Gründers Jakob van Gils bis heute nichts an Bedeutung verloren hat.

1854-1880

Mitte des 19. Jahrhunderts werden die barmherzigen Schwestern des Ordens der Vinzentinerinnen in den Kölner Pfarreien St. Ursula und St. Gereon caritativ tätig. Über „Kinderasyl“, „Schule für arme Kinder“ und „Besuche in den Häusern“ betreuen sie um die 200 Kinder. Ergänzend baut 1879 der Kaplan von St. Ursula, Jakob van Gils, die „Fürsorge für elternlose junge Mädchen“ auf. Als im Rahmen des Kulturkampfes staatliche Stellen die Arbeit mit den Schulkindern untersagen, müssen die Schwestern ihre Tätigkeit einstellen, und Jakob van Gils bleibt die Verantwortung für 28 eltern- und heimatlose Mädchen.

1881-1896

Jakob van Gils erwirbt 1881 das frühere Kloster der Karmelitinnen (Gereonskloster 14) in Köln. Dort gründet er ein "Asyl für arme Mädchen", in dem er in den folgenden Jahren auch eine „Asylschule“ einrichtet. Nach 17 Jahren Arbeit mit weltlichen Kräften übernehmen die barmherzigen Schwestern des Ordens der Vinzentinerinnen wieder die Betreuung. Van Gils, der bald danach als Pfarrer nach Köln-Lindenthal wechselt, bleibt der Einrichtung als Asylvater verbunden. In den Folgejahren steigt die Zahl der auf dem Klostergelände lebenden Kinder auf fast 150 an.

1914-1916

Die Wohltätigkeit seiner Familie und seiner Kölner Mitbürger ermöglichen van Gils 1914 die Gründung einer Stiftung.  Mit der „Stiftung van Gils“ steht nun sein Lebenswerk auf einem wirtschaftlich stabilen Fundament. Am Ende eines besonders reichen Wirkungsfeldes stirbt Jakob van Gils im Jahr 1916. Seine Funktion wird von Domkapitular Andreas Gehlen übernommen.

1933-1952

Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten beendet vorerst die weitere Arbeit der Schwestern. Alle Kinder und Jugendlichen werden in staatliche Heime übernommen. Als das städtische Waisenhaus während der Kriegszeit völlig überfüllt ist, bieten die Schwestern einem Teil der Kinder ab 1940 im Kinderheim St. Gereon ein Zuhause. 1945 fliehen sie mit 37 Kindern aus Köln vor den Angriffen der alliierten Truppen ins Allgäu und kehren nach 1946 in das Rheinland zurück. Ihr neues Domizil bildet ein früheres Konvikt in Neunkirchen bei Siegburg, wo die Zahl der betreuten Kinder von 1947 bis 1952 von 100 auf nahezu 200 Kinder steigt.

1952-1965

Die Stiftung van Gils kauft 1952 das Anwesen der Burg Zieverich in Bergheim, das als Kinderheim mit Schule umgebaut wird. Durch einen Brand im Jahr 1954 können die Schwestern und die Kinder erst im Mai 1956 ihr "Kinderheim Zieverich" beziehen. 1962 wird die bisherige Notkapelle des Kinderheims durch eine Kirche auf dem Gelände ersetzt und die Schule 1965 erweitert.

1974-1988

Nach über 75 Jahren geben die Schwestern 1974 die Leitung des Kinderheims ab. Das Kuratorium der Stiftung van Gils beruft 1975 eine neue Heimleitung, die das Kinderheim in eine moderne Einrichtung der  Kinder- und Jugendhilfe für junge Menschen überführt und das maximale Betreuungsalter von 14 auf 21 Jahre heraufsetzt. Dazu werden zeitgemäße Angebote entwickelt, die Einrichtung dezentralisiert und die Elternarbeit intensiviert. Die Stiftung van Gils übernimmt 1978 ebenfalls die Trägerschaft der Jakob-van-Gils-Schule. Im Laufe der Jahre erfolgen weit reichende bauliche Maßnahmen auf dem Gelände. Daneben ermöglicht die Errichtung von Außenwohngruppen über den gesamten Rhein-Erft-Kreis, auch geschlechtsspezifische Angebote zu entwickeln.

1989-1999

Durch wirtschaftliche und gesetzliche Veränderungen in der Kinder- und Jugendhilfe wird die Betriebsträgerschaft des Hauses St. Gereon 1989 der Caritas Jugendhilfe GmbH (CJG) mit Sitz in Köln übergeben. Ab 1993 werden mehrere Kunstprojekte durchgeführt, deren Arbeitsergebnisse bis heute als optische Marken in den Häusern und auf dem Gelände zu sehen sind. Zur zunehmenden Professionalisierung wird 1997 ein Qualitätsmanagement-System mit Zertifizierung nach ISO 9001 eingeführt. Zudem formulieren die Mitarbeitenden in einem intensiven Prozess das Selbstverständnis und die Werthaltungen der Einrichtung in einem Leitbild, das allen Beschäftigten einen verbindlichen Orientierungsrahmen bietet.

2000-2009

Im Zuge der Regionalisierung werden vermehrt Tagesgruppen eingerichtet. Angesichts immer komplexerer Problemlagen in den Familien entstehen Kooperationsprojekte zwischen Schule und Jugendhilfe, sowohl im Primarbereich als auch an den Übergängen von Schule und Beruf. Eine Zunahme psychischer Erkrankungen in den Familien und die reduzierte Verweildauer in den Kinder- und Jugendpsychiatrien erfordern eine enge Vernetzung mit Psychiatrien, ärztlichen und therapeutischen Praxen sowie konzeptionelle Veränderungen der bestehenden Intensivgruppen. Die Verselbstständigung von jungen Erwachsenen mit intellektuellen und psychischen Beeinträchtigungen führt zu einer Ausweitung der Konzepte im Behindertenbereich.

2010-heute

Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Entscheidungen und die Sicherung unabhängiger Beschwerdemöglichkeiten rücken zunehmend in den Fokus der pädagogischen Arbeit. Daneben steuert die Institution durch ein erweitertes pädagogisches Controlling ihre Prozesse unter dem Gesichtspunkt von Zielerreichung, Evaluation und Wirksamkeitsmessung. Bedarfsanalysen führen dazu, neben dem (teil)stationären Angebot eine breite Palette ambulanter Erziehungshilfen aufzubauen, die mittlerweile einen eigenständigen Arbeitsbereich bilden.

Im Zuge der gesamtgesellschaftlichen Aufarbeitung der Heimerziehungspraxis werden Ansprechpersonen für ehemalige Heimkinder benannt, Vertrauenspersonen festgelegt sowie ein Institutionelles Schutzkonzept zur Prävention von (sexualisierter) Gewalt entwickelt. Während sich die Therapeutischen Gruppen auf die Behandlung spezifischer Störungsbilder und Therapieverfahren spezialisieren, ermöglicht die Eröffnung einer Kriseninterventionsgruppe in Gefährdungssituationen schnelle und unmittelbare Hilfestellungen rund um die Uhr. Die Errichtung einer schulischen Dependance und die Erweiterung der Förderschwerpunkte erweitern maßgeblich das schulische Angebot.


CJG Haus St. Gereon

Van-Gils-Straße 10
50126 Bergheim-Zieverich
Tel. 02271 4741-0
Fax 02271 4741-49
info(at)cjg-hsg.de